Mein Pferd ist doch nicht zu dick, oder?

Wir sollten nicht die Augen davor verschließen, dass wir unmittelbar vor einer Epidemie von Fettsucht bei Pferden stehen. Wissenschaftler rechnen damit, dass EMS (Equines Metabolisches Syndrom) in 10 Jahren genau so häufig vorkommen wird wie das Cushing Syndrom und dass Pferde jünger sterben als jetzt. 

Tun Sie jetzt etwas dagegen und strafen Sie diese Prognose Lügen!

Wie viele übergewichtige Pferde gibt es eigentlich? Haben wir wirklich ein Problem?

Jeder hat seine eigenen Vorstellungen davon, wo Übergewicht beginnt. Ein kräftiges, kalibriges Pferd kann aufgrund seiner Muskelmasse schwer sein. Ist das Gewicht aber durch ein Übermaß an Fett zu erklären, besteht Anlass zur Sorge. Epidemiologische Studien und Statistiken belegen, dass Adipositas bei Pferden ein "zunehmendes" Problem darstellt, genau wie bei Menschen und anderen Haustieren. Dazu einige Zahlen:

  • Eine kürzlich durchgeführte Studie in den USA ergab, dass 51% der Pferde übergewichtig oder adipös sind. Und genau wie beim Menschen waren die Gründe hierfür zu viel Futter und zu wenig Bewegung. "Diese Studie beweist, dass dies ein sehr wichtiges Problem darstellt, dem zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde" sagt Dr. Craig Thatcher, Professor am Department of Large Animal Clinical Science der Virginia-Maryland Regional College of Veterinary Medicine und Mitglied des American College of Veterinary Nutrition.
  • "In den letzten 3 Jahren haben wir bei den Besuchen bezüglich übergewichtiger Pferde eine Zunahme um 100% zu verzeichnen, bei den Hufrehe-Fällen um 1000%. Die Zahl der Besuche wegen Übergewicht bei Pferden jedoch erscheint nicht repräsentativ, da die meisten Pferdebesitzer es nicht als Problem erkennen. Auf der anderen Seite werden wir oft zu Pferden gerufen, die angeblich untergewichtig sind, bei denen wir dann feststellen, dass sie vollkommen normal sind." Mr Tony Tyler, Director of UK Operations der ILPH (International League for the Protection of Horses).
  • 29% der Pferde, die anlässlich der ILPH Right Weigh Road Show gewogen wurden, wurden als 4 oder 5 auf der Skala des Körperfettindex eingestuft.
  • Jenny Lax, BA (Hons) und Helpline Manager bei Dodson & Horrell: "In 8 Jahren erhielten wir 13.000 Anrufe mit Bezug auf Pferde, die übergewichtig sind, einschließlich Problemen wie DOD (developmental orthopaedic disease), Hufrehe und EMS (Equines Metabolisches Syndrom). In der Regel erhalten wir 2 Anrufe wegen Übergewicht für jeden Anruf wegen Untergewicht.
  • Dr. Teresa Hollands' Untersuchungen ergaben, dass 80% der Freizeitpferde eher "gemütlich" sind, während 80% der Sportpferde wenig oder kein überflüssisges Fett mit sich herumtragen. 

Warum ist das so und was machen Pferdebesitzer falsch?

Wie beurteilen Sie Ihr eigenes Körpergewicht? Vielleicht beurteilen Sie das Ihres Pferdes auf die gleiche Weise?

Adipositas und Kachexie als Extreme sind leicht zu erkennen. Wenn jedoch Modemagazine und Designer Größe 32 (Size 0) als Ideal für den Laufsteg promoten, erscheint sie jungen Damen langfristig als Normalmaß. Als Folge wird Normalgewicht als "fett" eingestuft.

Umgekehrt können "wohlgenährte" Pferde im eigenen Umfeld die Beurteilung des Ernährungszustandes des eigenen Pferdes weniger realistisch ausfallen lassen.

Um alles noch verwirrender zu machen...

...verstehen nicht alle Menschen unter einem "guten Ernährungszustand" bei Pferden das Gleiche. Die Körkommission erwartet etwas anderes als der Vielseitigkeitsreiter, und viele Pferdebesitzer würden ein zweijähriges Rennpferd für zu mager halten.

Woran können wir uns denn nun orientieren? Wie soll ich feststellen, ob mein Pferd übergewichtig ist?

  • Wiegen Sie Ihr Pferd?
  • Ermitteln Sie seinen Körperfettindex?
  • Kennen Sie seine Kalorienaufnahme und seinen Kalorienbedarf?
  • Vergleichen Sie es mit anderen Pferden oder Ponies?
  • Können Sie seine Arbeitsbelastung beurteilen?
  • Vergleichen Sie einzelne seiner Körperteile miteinander?
  • Kennen Sie das Durchschnitts- und Idealgewicht für seine Rasse und sein Stockmaß?
  • Vergleichen Sie seinen Ernährungszustand mit dem von Pferden, die Sie in Fachzeitschriften sehen?
  • Vergleichen Sie Ihr Pferd oder Pony eher mit einem Springpferd, einem Distanzpferd, einem Rennpferd, einem Vielseitigkeitspferd oder einem Köranwärter bzw. einer Elitestute?

 

EIn Dressurpferd kann wuchtig und kräftig aussehen und trotzdem als 2 auf der Körperfett-Skala eingestuft werden, da seine Masse aus Muskulatur und nicht aus Fett besteht. Genauso kann ein durchtrainiertes Rennpferd als 2 eingestuft werden. Rennpferde sind insgesamt schlank wie ein Greyhound oder ein Marathonläufer. Dressurpferde sind einem Bullen oder einem Bodybuilder ähnlicher. Doch der Unterschied sollte in der Muskulatur, nicht im Fettgewebe liegen!

Welchen Risiken ist ein übergewichtiges Pferd ausgesetzt?

"Ein fettes Pferd leidet mit höherer Wahrscheinlichkeit unter Hufrehe, wenn es einer Fütterungsbelastung ausgesetzt wird, als ein durchtrainiertes oder schlankes Pferd". Robert Eustace, 1st International Conference on Feeding Horses.

Neuere Forschungsergebnisse beweisen, dass je mehr Fett der Körper eingelagert hat, sein Fettgewebe um so mehr Leptin produziert. Leptin steigert den Sauerstoffverbrauch des Zellstoffwechsels und freie Radikale sind ein Nebenprodukt des Sauerstoffwechsels. Zu viele freie Radikale sind schädlich und es ist eine unumstößliche wissenschaftliche Tatsache, dass der Schaden, der durch den oxidativen Stoffwechsel entsteht, ein wichtiger Faktor bei der Entstehung von Krankheiten sowie von Vitalitätsverlust und Alterserscheinungen ist. 

Fett ist ein Langzeitproblem.

Adipositas scheint der Hauptgrund für das Metabolische Syndrom bei Menschen und Pferden zu sein. Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war man der Überzeugung, das Fett eine inerte Substanz ist, die nur als Energiereserve dient - doch weit gefehlt! Körperfett (beim Menschen besonders Fett in der Körpermitte, beim Pferd im Mähnen- und Inguinalbereich) enthält metabolisch und hormonell sehr aktive Zellen. Wenn diese in großer Zahl vorkommen, können sie eine Kaskade metabolischer Störungen initiieren, die Insulinresistenz und einen andauernd hohen Blutzuckerspiegel zur Folge haben. Entzündungsreaktionen und freie Radikale nehmen zu - einer der Gründe, warum ein fettes Pferd eine höhere Hufrehe-Empfindlichkeit aufweist. 

Wie kann ich feststellen, ob mein Pferd zu fett ist?

Sie brauchen einen objektiven Maßstab, um den Ernährungszustand Ihres Pferdes ermitteln zu können und nicht nur den einfachen Vergleich mit anderen Pferden in Ihrer Umgebung. Persönliche Meinungen und Erfahrungen sind sicher nützlich, basieren häufig aber auf einer überschaubaren Anzahl von Pferden (bis 100). Forschungen basieren dahingegen auf einer wesentlich größeren Anzahl von Individuen und das macht die Analyse objektiver und reproduzierbarer.

Ein semi-objektives Verfahren wurde 1989 entwickelt und veröffentlicht unter dem Namen "Condition Scoring" (Ermittlung des Ernährungszustandes). Dodson & Horrell haben aufgrund eigener Untersuchungen das Sytem überarbeitet, durch Ultraschalluntersuchungen überprüft und in "Body Fat Scoring" (Ermittlung des Körperfettindex) umbenannt. Dieses Bewertungssystem wird von der "Right Weight Roadshow" und den Championships der National Pony Society in Großbritannien als beste Methode zur Feststellung des Körperfetts bei Pferd angewandt.

Top 10 Tipps zur Vermeidung oder Reduzierung von Übergewicht bei Ihrem Pferd oder Pony

  1. Reduzieren Sie Kalorienmenge, nicht Futtermenge. Jedes Pferd oder Pony sollte mindestens 2,5% des Körpergewichtes an Futter täglich erhalten, inkl. Heu, Häcksel, Krippenfutter, also ALLES, was es zu sich nimmt. Die Futtermenge weiter zu reduzieren erhöht das Risiko von Magengeschwüren, Stereotypien, Kolik und Zahnproblemen. Mischen Sie z.B. Heu mit guten Hafer- oder Gerstenstroh. Oder weichen Sie es für 12 Stunden ein - das wäscht Kalorien aus und Sie können es ad lib anbieten. Achten Sie jedoch auf eine ausgewogene Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen durch einen Balancer, ein Ergänzungsfuttermittel oder ein Leckerchen mit Vitaminen und Mineralstoffen.
  2. Statt die Kalorienzahl zu reduzieren (oder besser zusätzlich dazu) können Sie auch den Kalorienverbrauch erhöhen: steigern Sie die tägliche Arbeit, vor allem in schnellerer Gangart, beschäftigen Sie eine Reitbeteiligung, longieren Sie, führen Sie ein Pferd während Sie das andere reiten, wenn Sie zwei Pferden haben aber nur genug Zeit, um eins zu reiten.
  3. Die meisten Pferde, die keine oder nur leichte Arbeit leisten holen sich ihre überschüssigen Kalorien aus dem Weidegras. Vergessen Sie die alte Regel, die besagt, dass ein Pferd einen Morgen (2.500 m2) an Weidefläche braucht. Stellen Sie 3-4 Pferde auf diese Fläche ("Abäppeln" und Jakobskreuzkrautbekämpfung sind eine Selbstverständlichkeit!) und Sie werden sich wundern, wie wenig Gras nötig ist, um Pferde gut genährt zu halten. Pferde und Ponies werden nicht von "Luft und Liebe" fett, sie werden fett von Gras!
  4. Wenn Sie Ihre Weide nicht "überbesetzen" können, mähen Sie sie regelmäßig. Denken Sie nur einmal daran, wie oft Sie Ihren Zierrasen mähen müssen - das alles verzehrt Ihr Pferd!
  5. Unterteilen Sie die Weide und stellen Sie Ihrem Pferd nur einen begrenzten Teil zur Verfügung. Aber statt einen Streifen abzusperren, stellen Sie den Zaun so auf, dass ein U-förmiger Teil Weide begrast wird, bei dem die Wasserstelle am entgegengesetzten Ende zum Weidetor ist. So muss Ihr Pferd sich mehr bewegen und verbrennt mehr Kalorien.
  6. Ein erforderlicher Gewichtsverlust muss sich langsam vollziehen, Sie müssen Ihr Pferd oder Pony nicht hungern lassen. Zu schnelles Abnehmen und das Vorenthalten von Nahrung hat eine Hyperipidämie (hoher Blutfettgehalt) zur Folge oder aber der Stoffwechsel "schaltet auf Sparflamme" und erschwert einen Gewichtsverlust. Wenn Ihr Pferd adipös ist (d.h. 20% über Idealgewicht), dann dauert es mindestens 1 Jahr bis zum Erreichen des Normalgewichts.
  7. Es mag ja lästig sein, aber wiegen Sie jedes Futtermittel, bevor Sie es das erste Mal anbieten, und zwar auch Heu und Heulage. Wenn z.B. die Fütterungsempfehlung angibt, von einem Balancer 500 g täglich zu füttern, nehmen sie eine Joghurtbecher oder etwas Ähnliches, das GENAU 250 g fasst, damit Sie nicht versucht sind, sich langsam von einer Viertel- auf ein halbe Füllung einzuschleichen!
  8. Machen Sie jeden Monat ein Foto. Wenn Sie Ihr Pferd oder Pony jeden Tag sehen, bemerken Sie keine Veränderungen. Bestimmen Sie das Gewicht alle 14 Tage zur selben Tageszeit mit einem wissenschaftlich kalibrierten Gewichtsmaßband und ermitteln Sie gleichzeitig den Körperfettindex. Halten Sie die Ergebnisse in einem Tagebuch fest. 
  9. Was ist mit einem Maulkorb? Wenn er die Alternative zur Stallhaltung ist - Pferde auf der Weide bewegen sich mehr und verbrauchen mehr Kalorien - warum nicht?
  10. Aktive Schrittarbeit verbrennt mehr Fett als Trab- oder Galopparbeit. Ihr Pferd oder Pony sollte täglich mindestens eine halbe Stunde forschen Schritt gehen. Bewegung schützt außerdem Mensch und Pferd vor Insulinresistenz.
  11. Decken Sie Ihr Pferd oder Pony nicht ein. Pferde nutzen 80% der Energie aus ihrem Futter zum Erhalt der Körpertemperatur. Isolieren Sie es mit einer Decke und jede gesparte Kalorie wird als Fett angelagert!
  12. Vergessen Sie nie: Energie ist Kalorien - Kalorien sind Energie! Wenn Sie ein gemütliches, triebiges Pferd haben, braucht er nicht mehr Kalorien, um "energiegeladen" zu sein. Mehr Kalorien = mehr Gewichtszunahme!

Wie ermittele ich den Körperfett-Index?

Dr. Teresa Hollands hat das Conditioning Score- und später das Fat Score System angewendet, seit es veröffentlich wurde, um Daten zu ssmmeln. Eine Veröffentlichung aus den USA zeigt, dass die Korrelation mit Ultraschall-Untersuchungen bei 85-90% liegt. Hier stellt sie Ihnen das Verfahren vor:

  • Pferde lagern Fett am Skelett an. 
  • Die Fettverteilung ist bei Pferden individuell unterschiedlich. Daher unterteilen wir das Pferd in 3 Abschnitte: 1.Hals und Schulter , 2. Rücken und Rippen 3. Hinterhand. Jeder Teil wird einzeln untersucht, die Ergebnisse addiert und durch 3 geteilt.

Und so gehen Sie vor:

  1. Bestasten Sie Hals und Mähnenkamm Ihres Pferdes/Ponys. Fühlt er sich derb an, wenn es den Kopf hebt, ist es wabbelig und kann zur Seite gebogen werden?
  2. Ertasten Sie das Schulterblatt. Können Sie seine Umrisse leicht erfühlen, wenn Sie mit der Hand vom Hals hinunterstreichen? Gleitet Ihre Hand weiter oder stoppt sie am Rand des Schulterblattes? Können Sie die Bugspitze leicht ertasten? Können Sie hinter dem Schulterbaltt eine Hautfalte greifen? Bewerten Sie zwischen 0 und 5 auf der Skala.
  3. Lassen Sie Ihre Hand an der Wirbelsäule entlanggleiten. Wölben Sie sie dazu oder liegt sie flach auf? Lassen Sie Ihre Hand auf dem Rücken entspannen. Legt Sie sich wie ein Dach auf den Rücken oder liegt sie fläch auf?
  4. Legen Sie Ihre Hand flach auf die Flanke und lassen Sie sie über die Rippen gleiten. Können Sie sie fühlen, besonders die letzten 3? Wenn das Pferd versucht, Ihnen auszuweichen, während Sie tasten, ist der Druck zu stark. Bewerten Sie zwischen 0 und 5 auf der Skala.
  5. Stellen Sie sich hinter das Pferd oder Pony (Vorsicht, dass es nicht schlägt). Fühlen sie die Umrisse seiner Hinterhand. Sieht sie aus wie ein umgedrehtes U oder C oder eher wie ein Apfel? Können Sie Wirbelsäule und Schwanzwirbel fühlen? Und die Beckenknochen? Bewerten Sie zwischen 0 und 5 auf der Skala.

Wenn Sie bei Ihrem Pferd die Rippen fühlen können (und das sollten Sie!), heißt das noch lange nicht, dass es nicht an anderen Körperstellen überschüssiges Fettgewebe mit sich herumträgt.

 

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