Die Gehalte an nicht strukturierten Kohlenhydraten im Raufutter sind zentrale Aspekte bei der Beurteilung, ob es für ein bestimmtes Pferd oder Pony bzw. für den jeweiligen Betrieb geeignet ist.
Um diese Konzentrationen zu ermitteln, muss das Raufutter im Labor dahingehend analysiert werden. Manche Heulieferanten haben das sogar schon im Vorfeld erledigt. Wenn diese Werte vorliegen, können Sie überprüfen, ob das Raufutter für Ihr Pferd oder Pony angebracht ist.
Die gängigsten Werte für Zucker- und Stärkegehalte werden als wasserlösliche Kohlenhydrate, äthanollösliche Kohlenhydrate und Stärke formuliert.
Wasserlösliche Kohlehydrate - Water Soluble Carbohydrates (WSC)
werden mit Wasser aus der Probe extrahiert. Sie enthalten Einfachzucker (Monosaccharide wie z.B. Glukose, Fruktose), Zweifachzucker (Disaccharide wie z.B. Maltose und Saccharose), kurzkettige Polysaccharide wie Oligosaccharide und Fructo-Oligosaccharide sowie Fruktane.
Monosaccharide werden im Dünndarm resorbiert und haben dadurch Einfluss auf die glykämische Reaktion. Fruktane dagegen werden im Dünndarm nicht resorbiert und haben daher keinen Effekt auf den 
Insulinspiegel. Sie werden im Dickdarm verdaut und können dort den pH-Wert derart beeinflussen, dass sie, in großen Mengen verzehrt, bei veranlagten Pferden und Ponys eine Rolle bei der Hufreheentstehung spielen können.
Äthanollösliche Kohlehydrate - Ethanol Soluble Carbohydrates (ESC)
sind eine Untergruppe der WSC und beinhalten nur Mono- und Disaccharide sowie kurzkettige Polysaccharide, nicht aber Fruktane. Der Fruktangehalt der Probe kann also ermittelt werden, indem man ESC von WSC abzieht.
Stärke
ist ein komplexes Polysaccharid, das im Dünndarm verdaut wird. Der Verzehr große Mengen an Stärke kann dazu führen, dass ein Teil unverdaut im Dickdarm ankommt und dort fermentiert wird. Als Folge wird Milchsäure gebildet, die das empfindiche bakterielle Gleichgewicht im Dickdarm stört, mit z.T. gravierenden Folgen (Kolik, Hufrehe, Verschlag).
Nicht strukturierte Kohlenhydrate - Nonstructural Carbohydrates (NSC)
sind also die Summe aus WSC und Stärke, enthalten also alle Mono- und Disaccharide, Polysaccharide und Stärke.
Bei der Beurteilung von Krippenfuttern wird oft nur die Summe aus ESC und Stärke bei der Ermittlung des NSC-Gehaltes berücksichtigt, da dort der Fruktangehalt eine untergeordnete Rolle spielt. Bei der Beurteilung von Raufutter und Weidegras sollte jedoch der Gehalt von WSC und Stärke addiert werden, und zwar wegen des gravierenden Effekts, den sowohl Fruktane als auch Stärke auf den Dickdarm empfindlicher Pferde haben können.
Was muss ich bei der Auswahl des Raufutters für Pferde und Ponys mit Stoffwechselproblemen beachten?
Besonders wichtig ist hier der Gehalt an NSC. Er sollte nicht über 10-12% liegen. Er kann nur durch eine Heuanalyse zuverlässig ermittelt werden.
Einige Gräser entwickeln regelmäßig höhere NSC-Gehalte, wie z.B. Weidelgras (Lolium perenne), Wiesenlieschgras (Phleum pratense) oder Wiesenknäuelgras (Dactylis glomerata) und sollten daher für Pferde und Ponys, bei denen metabolische Probleme nicht ausgeschlossen werden können, vermieden werden. Andere dagegen, wie z.B. das Bermuda- oder Hundszahngras (Cynodon dactylon) weisen regelmäßig geringere NSC-Gehalte auf.
Auch der Erntezeitpunkt hat einen großen Einfluss auf den NSC-Gehalt. Natürlich gibt es Ausnahmen, aber in der Regel hat das reifere Gras einen geringeren NSC- und Kaloriengehalt als das jüngere. Zudem ist das reifere Gras härter und bewirkt, dass das Heu daraus länger gekaut und langsamer gefressen werden muss.
Der Zeitpunkt des Schnitts (morgens oder abends), wie schnell es eingebracht wurde und ob es im Regen lag sind weitere Faktoren, die den Gehalt an NSC beeinflussen. Je länger das Heu getrocknet wurde, um so geringer ist der NSC-Gehalt.
Da das Raufutter den größten Teil der Futterration Ihres Pferdes oder Ponys ausmacht, sind seine Inhaltsstoffe von größter Bedeutung bei der Berechnung einer Futterration. Eine Heuanalyse, ohne die nur Durchschnittswerte zugrunde gelegt werden können, liefert eine perfekte Grundlage dafür.
Wenn Ihr Pferd oder Pony eine reine Raufutterration erhält, sollten Sie diese mit einem geeigneten Wirkstoffkonzentrat ergänzen, am besten mit einem